Idee
Urbanes Leben / das konstante Durchbrechen der Planquadrate einer Stadt / das Spiegeln in gläsernen Fassaden / die Massen in den Straßen / das Sitzen am Fluss mit hundert Menschen, dahinter das Häusermeer / freie Radikale in rasendem Stillstand / der Krach und Schmutz und Staub / das Warten auf die erste Bahn / Freunde in London und Marseille / die Adern unter dem Asphalt / Die Tragik und Schönheit der urbanen Welt...
Landungsbrücken Frankfurt ist eine Plattform für darstellende Kunst. Gegründet als Ensemble für modernes klassisches Sprechtheater im Jahr 2004 in einer Lagerhalle im Frankfurter Westen, die seitdem zum großen Teil in Eigenarbeit und mit finanzieller Unterstützung vor allem durch das Kulturamt der Stadt Frankfurt in eine multifunktional nutzbare Spielstätte umgebaut wurde.
Seit 2010 sind die Landungsbrücken vom Kulturamt der Stadt Frankfurt zunächst konzeptionell, ab 2016 institutionell sowohl für ihre eigene Theaterarbeit als auch als Plattform für fremde Gruppen, die am Haus gastieren, produzieren oder kooperieren, gefördert. Landungsbrücken Frankfurt wickelt jährlich ca. 130 Veranstaltungen aus dem Bereich modernes Sprechtheater, Performance, Tanz, Tanztheater, Kindertheater, Ausstellung, Podiumsdiskussion und anderen Bereichen ab. Die Besucher:innen-Zahl liegt bei ca. 6000, Tendenz leicht und stetig steigend.
Das Publikum ist, je nach Veranstaltung, komplett divers und ein Spiegelbild der Diversität des Spielplanes. Landungsbrücken Frankfurt ist ein freies und Off-Theater im eigentlichen Sinne. Mit all den damit verbundenen Vor- und Nachteilen, die das mit sich bringt. Die Freiheit, künstlerisch, inhaltlich und ästhetisch das zu tun, was man will, was man muss, und das an einem komplett geschützten Ort und in einem geschützten Raum, der keinerlei Kompromisse eingehen, Erwartungen erfüllen und Interessen befriedigen will und auch nicht muss, geht in der freien Theaterszene stets fast zwangsläufig einher mit prekären Arbeitsbedingungen, logistischen, personellen und anderen Einschränkungen und Unzulänglichkeiten. Die aber nie als Ausrede dienen dürfen, nicht die Kunst oder das Theater zu machen, das man machen will. Oder zumindest den Versuch zu unternehmen.
In dem Bewusstsein eben dieses Kontextes macht und ermöglicht Landungsbrücken Frankfurt freies Theater. Diese Sehnsucht nach einem eigenen Ort für die Kunst war die Triebfeder zur Gründung der Landungsbrücken. Dass sich dabei vor allem junge Künstler:innen und Theatermacher:innen angesprochen fühl(t)en, liegt in der Natur der Sache und der besonderen Situation der Frankfurter Theaterlandschaft begründet. Das tatsächliche Alter der Akteur:innen und Stücke und Themen und Stoffe war aber nie ein Kriterium. Junges, ungewöhnliches, neues, aufrüttelndes, versicherndes, verunsicherndes, aufklärerisches, politisches, poetisches, radikales Theater ist keine Frage des Alters. Eine konkretere Vorgabe im inhaltlichen und ästhetischen Sinne, zusätzlich zu aus der Auseinandersetzung mit dem ungewöhnlichen Raum abgeleiteten kann es unter diesen Umständen eigentlich kaum geben, will man bei der Schaffung und Aufrechterhaltung einer Produktionsstätte für freie darstellende Künste das „frei“ nicht nur als schicke Worthülse begreifen. Will man Künstler:innen ermöglichen, möglichst uneingeschränkt und kompromisslos ihren ganz persönlichen und individuellen eigenen künstlerischen Ansatz unter professionellen Bedingungen zu finden und umzusetzen, erscheint das sinnvoll.
Und wenn weiter oben von der Notwendigkeit des Aufzeigen des Kontextes der eigenen Theaterarbeit gesprochen wird, ist damit zwar auch ein selbstreferentieller Blick auf den Theaterkontext gemeint – Theater, das, in welcher Form auch immer, an den Landungsbrücken gezeigt wird, wird sich immer bewusst sein, dass es Theater ist – sondern auch ein Umgang, ein sich Verhalten zu politischen, gesellschaftlichen, sozialen aber auch popkulturellen Kontexten, die Künstler:innen in ihrer täglichen Arbeit ohnehin begegnen. Politisch und gesellschaftskritisch dabei nicht verstanden im Sinne und in der Definition eines deklamatorischen Ansatzes aus den 60ern des vorigen Jahrhunderts, und nicht um seiner selbst willen sondern in der Selbstverständlichkeit einer zeitgenössischen Form.
Landungsbrücken Frankfurt wurde für die Eigenproduktion „HASS – Bis hierher lief‘s noch ganz gut“ 2017 mit dem Hauptpreis der Hessischen Theatertage ausgezeichnet.
VERRÜCKT ZUR VERNUNFT – ZEHN JAHRE LANDUNGSBRÜCKEN.
Frühjahr 2004
Sieben Theatermacher aus der freien Szene, die einander beim laiensclub des Alexander Brill, bei der Dramatischen Bühne, beim Theater Willy Praml, im Theater695 oder bei diversen gescheiterten Projekten über den Weg gelaufen sind, „wollen mal was zusammen machen“.
November 2004
Mit 3 Premieren innerhalb von vier Wochen startet das Projekt Landungsbrücken Frankfurt in eine ungewisse Zukunft. Das Ziel: Junge Frankfurter Theatermacher stellen Strukturen, Kompetenzen und Kontakte für die Realisierung von Projekten zur Verfügung und schaffen einen Ort für künstlerischen Austausch. Torge Kübler, Sascha Hargesheimer und Linus Koenig übernehmen die Leitung. Die ersten Premieren sind „norway.today“, „Mozart & Salieri“ und „Lederfresse“. Dazu kommt eine Wiederaufnahme von „Kain“ aus dem Theater695.
Anfang 2005
Erste Projektförderung durch das Kulturamt Frankfurt
März 2005
Vereinsgründung Landungsbrücken Frankfurt e.V. als Träger des Theaters
April 2005
Mit dem Günes Theater gibt es das erste Gastspiel an den Landungsbrücken.
September 2005
Der laiensclub des schauspielfrankfurt gastiert mit „Die Verfolgung und Ermordung des Jean Paul Marat“
November 2005
Landungsbrücken feiert sich selbst und einjährigen Geburtstag vor ausverkauftem Haus.
Dezember 2005
Das Kindermusical Ritter Rost gibt sein Debüt und zieht aus dem Stand über 1000 Zuschauer.
Sommer 2006
Die Theaterallianz Frankfurt nimmt die Landungsbrücken Frankfurt als neues Mitglied auf. Sascha Hargesheimer steigt aus der Intendanz aus.
Oktober 2006
Landungsbrücken bespielt eine Woche lang die Cristallo-Bar im Mousonturm beim Plateaux-Festival.
November 2006
Martin Semmelrogge liest an den Landungsbrücken.
Christian Golusda und das Tanztheater&soweiter mit „Rest“
Dezember 2006
Besuch vom Ordnungsamt, der Spielbetrieb wird unter Auflagen bis zum Sommer vorläufig weiter genehmigt.
2006
Landungsbrücken Frankfurt spielt im Jahr 2008 zum ersten Mal über 100 hundert Vorstellungen. 8 Eigenproduktionen, dazu Konzerte, Filmfeste, Ausstellungen mit insgesamt über 4500 Zuschauern.
Januar 2007
Landungsbrücken Frankfurt geht in Klausur und gibt sich eine Struktur. Torge Kübler, Juli Rothfuchs und Linus Koenig übernehmen die Intendanz.
März 2007
Premiere „Indien“.
April 2007
Das Comedy-Duo Frankfurter Klasse zu Gast.
Sommer 2007
Dreimonatiger Umbau der Landungsbrücken mit finanzieller Unterstützung durch die Stadt Frankfurt, die Sparkassen-Stiftung, das hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst, den Vermieter Peter Peters und einzelne Sach- und Geldspenden. Das komplette Team Landungsbrücken packt mit an auf der Baustelle, um feuerpolizeilichen und brandschutztechnischen Auflagen gerecht zu werden. Dazu eine Heizung und der Ausbau der Infrastruktur.
Oktober 2007
Wiedereröffnung Landungsbrücken Frankfurt I
Dezember 2007
Landungsbrücken Frankfurt gastiert mit „Indien“ und „Der Totmacher“ in der Stadtmitte, Karlsruhe
April 2008
Tanzperformance von Koichi Watanabe und Motoko Hirayama im Rahmen von „nippon connection“.
Sommer 2008
„Das erste Mal“ gastiert auf dem Kaltstart Festival in Hamburg. Torge Kübler steigt aus der Intendanz aus.
Herbst 2008
Tim Egloff gibt sein Regiedebüt mit „Bier für Frauen“.
Herbst 2008
Erstes Jugendstück: „Bauchlandung“, eine Uraufführung von Jochen Tills exklusiv für die Landungsbrücken entstandener Adaption seines gleichnamigen Romans.
Winter 2008/2009
Landungsbrücken Frankfurt ist körperlich und geistig am Ende, sortiert sich und stellt sich komplett neu auf. Weg vom primär eigenproduzierenden Ensemble, hin zur Spielstätte für eigene und fremde Projekte.
Anfang 2009
Erste Gastspielproduktionen von paradiesmedial, red park, Profi-Kollektion und anderen an den Landungsbrücken.
Sommer 2009
„Bier für Frauen“ gastiert auf dem Kaltstart Festival in Hamburg. Juli Rothfuchs steigt aus der Intendanz aus. Linus Koenig übernimmt die alleinige künstlerische Leitung.
Herbst 2009
Boris Motzki gibt sein Regiedebüt an den Landungsbrücken mit der Uraufführung von „Hausaufgaben“.
Winter 2009/2010
Das Kulturamt Frankfurt übernimmt die Landungsbrücken zunächst für zwei Jahre in die feste Konzeptförderung. Die Förderung wird später stets verlängert.
Januar 2010
Sarah Kortmann gibt ihr Regiedebüt an den Landungsbrücken mit „Woyzeck“. Insgesamt über 1000 Zuschauer in 19 Vorstellungen.
Februar 2010
„Glaube Liebe Hoffnung“ zu Gast im I-camp, München.
Mai 2010
Adrian Scherschel gibt sein Regiedebüt mit „6 aus 49“.
Sommer 2010
„Glaube, Liebe, Hoffnung“ und „Hausaufgaben“ gastieren auf dem Kaltstart Festival in Hamburg.
Herbst 2010
Premiere Fräulein Wunder AG mit „Auf den Spuren von…“ Eine Koproduktion mit den Landungsbrücken Frankfurt, LOT Braunschweig und der Stiftung Leben und Umwelt - Heinrich Böll Stiftung Niedersachsen. Die Produktion wurde ausgezeichnet mit dem Innovationspreis der Bundeszentrale für politische Bildung im Ideenwettbewerb Lateinamerika und erhielt u.a. Einladungen zu den »Hessischen Theatertagen« in Kassel, zum »Odyssee Heimat Festival« in Bremerhaven, zum »Transportfestival« in München, zur »Theaterszene Europa« in Köln und zu perform now!/Trans.Cript in Winterthur/Schweiz.
Premiere „Alter Ford Escort Dunkelblau“ im Theaterdiscounter Berlin.
Tanztheaterproduktion „Sirius“ von Kristina Veit (D) und Pierre-Yves Diacon (CH)
Januar 2011
HfMDK Frankfurt produziert „Möwe Möwe Möwe Möwe“ mit dem kompletten Jahrgang Regie an den Landungsbrücken.
März 2011
Mit „10 spannende Reiseziele“ gastiert zum ersten Mal eine Produktion vom Institut für angewandte Theaterwissenschaft in Gießen.
Mai/Juni 2011
„Jugend forsch!“, eine Jugendtheaterreihe an den Landungsbrücken. Georg Bachmann und sein Kinder- und Jugendensemble geben ihr Debüt mit 600 Zuschauern in einer Woche.
Sommer 2011
„Das Fieber“ auf dem Open Ohr-Festival in Mainz, „Dantons Tod“ auf dem 150% Hamburg-Festival und „Woyzeck“ auf dem 100 Grad-Festival, Berlin, „Ritter Rost“ zum ersten Mal beim Stoffel
September 2011
Das erste „Kurz.Schluss“-Festival.
Beginn TuSCH-Kooperation mit der Wöhlerschule
Oktober 2011
Anna Peschke zum ersten Mal zu Gast
November 2011
Landungsbrücken mit „Indien“ zu Gast bei „100% Made in Hessen“
„100% Made in Hessen“ zu Gast.
Wu Wie Rekort Loew und Heike Scharpff zu Gast.
März 2012
Maintheater Frankfurt mit „Geschlossene Gesellschaft“ zum ersten Mal an den Landungsbrücken
Frühjahr 2012
Die vom Kulturamt Frankfurt in Auftrag gegebene Evaluation der freien Theaterszene Frankfurts erwähnt die Landungsbrücken Frankfurt als eines der wenigen positiven Beispiele.
Mai/Juni 2012
Ego Empire-Das Festival als Koproduktion mit der Akademie der Künste Baden Württemberg.
Juni 2012
Premiere „Sauerstoff“ in der Regie von Tim Egloff
Sommer 2012
„Sauerstoff“ und „Medea“ gastieren auf dem Kaltstart Festival in Hamburg.
Premiere „Meine drei Großmütter“, Masterprojekt von Meret Kiderlen
Die „Junge Deutsche Philharmonie“ zu Gast.
Ausarbeitung Positionspapier zur Reform der Förderstrukturen der freien Theaterszene mit der theaterperipherie
September 2012
Das Stalburg Theater und Landungsbrücken Frankfurt treten aus der Theaterallianz aus und beschließen eine Partnerschaft.
Oktober 2012
Premiere „Nora“. Das meistgespielte Stück der Landungsbrücken mit 26 Vorstellungen.
November 2012
Das Dach der Landungsbrücken Frankfurt ist durch Fehler in der statischen Berechnung für den Umbau 2007 akut einsturzgefährdet. Der Spielbetrieb weicht bis Herbst 2013 ohne Pause und ohne dass eine einzige Vorstellung ausfällt in einen Raum des Tanzhaus West bzw. ins Frankfurt Lab und die Dramatische Bühne aus.
Februar 2013
Premiere „Phobos“ von paradiesmedial
April 2013
Marie Helene Anschütz gibt ihr Regiedebüt an den Landungsbrücken mit „Girlsnightout“
Oliver Vorwerk gibt sein Regiedebüt an den Landungsbrücken mit „Little Hero“
Mai 2013
Karl Walter Sprungala produziert „Die Nacht kurz vor den Wäldern“ an den Landungsbrücken
Anna-Lena Kühner produziert „Event“ an den Landungsbrücken
Sommer 2013
„Kurz.Schluss im Grüneburgpark“ mit der Dramatischen Bühne
Umbau II. Landungsbrücken bekommt ein neues Dach, für den Schaden haftet eine Versicherung, die Durchführung obliegt dem Vermieter Peter Peters und dem Tanzhaus West.
November 2013
Wiedereröffnung Landungsbrücken II