Performance
Premiere: 23. Juni 23
Aufführungen wieder ab Herbst
Ein Live-Hörspiel in 11 Songs
Nur ‘77 ist echt gewesen. Drei Akkorde für ein Halleluja. Damals klebte die Faust nicht auf der Straße. Sondern in der Fresse des Gegenübers. Früher war keine Zukunft. Ganz undogmatisch. Und heute, wo jetzt aber wirklich und tatsächlich keine Zukunft mehr in Sicht ist, da wird es dogmatisch. Und gut gelaunt immer schön die Problemlage reflektieren und die Wortwahl bedenken. Und Achtsamkeit. Achtsamkeit ist wichtig. Totalitär absolut. Der gestreckte Mittelfinger ist aber leider nicht achtsam. Auch innerlich nicht.
Ambiguitätstoleranz bezeichnet die Fähigkeit, „Vieldeutigkeit und Unsicherheit zur Kenntnis zu nehmen und ertragen zu können“. Wer das nicht kann, landet schnell bei schlichten und unreflektierten Ideen. In „Bollocks“ passiert das zwei Menschen immer wieder, einer eher jünger, einer eher älter. Kleinster gemeinsamer Nenner: Punkrock. Das war es dann aber auch schon. Es gibt Streit.
Jede Debatte wird abstrakt geführt und dabei auf die ganz persönliche Betroffenheit reduziert. Vor allem auf das persönliche Ego. Und dieses eigene kleine Ego, das steht einem ständig beim ganzen differenzierten Reflektieren im Wege herum. Das kann nicht gut gehen. Vor allem, wenn ich eben nicht mehr oder noch gar nicht weiß, was denn das ist, mein kleines nach dem Leistungsprinzip erzogenes Ego.
Kapitalismus ist nichts, wegen dem man Weinen muss, Kapitalismus macht wütend. Aber: Sollte gerade das nicht Anlass genug sein, miteinander achtsam und rücksichtsvoll umzugehen? Diese ganze Distanz, die Abgrenzung, die Konfrontation wegen der Konfrontation, das ist falsch, oder? Das führt zu nichts, das macht nichts besser. Das nervt. Lass es uns gemeinsam schön machen. Das Private ist unpolitisch politisch unpolitisch. Und rettet die Welt. Man kann halt auch alles falsch verstehen. Wollen.
BOLLOCKS adaptiert und überführt die legendäre musikalische Handgranate des einzigen Albums der Sex Pistols und vor allem ihre Bedeutung, ihre Haltung und ihren nachhaltigen Einfluss in ein collagiertes Hier und Jetzt aus Musik und Texten, in dem man mehr oder weniger gepflegt, aufgeklärt und, ja, achtsam miteinander umgehen sollte. Ein fiktives Generationengespräch, selbstverständlich mit einordnenden Sekundärtexten und Expert:innenmeinungen über Wut, Woke und Wirklichkeit. Als Live-Hörspiel.
KONZEPT Thomas Buchenauer und Linus Koenig
TEXT & MUSIK Thomas Buchenauer
VON UND MIT Thomas Buchenauer, Linus Koenig, Noé Queirard
UND Christoph Maasch, Melina Hepp, Piet Helfrich, Ole Bechtold
AUSSTATTUNG, MEDIEN, PRODUKTION Linus Koenig
OUTSIDE EYE UND LIVE-TECHNIK Felix Bieske
FOTOS Lisa Peil (Promo) und Christian Schuller (Bühne)
Eine Produktion von Landungsbrücken Frankfurt und Blasted Productions
Never mind the Achtsamkeit - Here’s the Ego Pistols
Eine Fabel in g-Moll
Eine gesamtdeutsche Auseinandersetzung
Eine queere Flirt-Performance
Performance über die Suche nach Care in Verschenkeboxen