Theater

MUSTERSCHÜLER

Wir dachten, sie verstehen uns.


nach Ljudmilla Rasumovskaya, bearbeitet von Michael Haase und Linus Koenig

Premiere: 09. Dezember 05

Musterschüler.jpgVier Schüler und ihre Mathematiklehrerin in einem Experiment: Es gilt, die Lehrerin zur Herausgabe des Safeschlüssels zu bewegen, um nachträglich die sub-optimalen Ergebnisse der Abschlussarbeiten manipulieren zu können. Als diese sich nicht nur weigert, den Schlüssel herauszugeben, sondern auch noch äußerst pathetisch versucht, an die Vernunft der Schüler zu appellieren, ändert sich die Situation.

Gesinnungspornographie irgendwo zwischen „Funny Games“ und „Clockwork Orange“: Musterschüler löst „Liebe Jelena Sergejewna“ aus seinem explizit russischen Kontext. In den Vordergrund rücken dadurch die diffusen Gefühle einer Generation von Jugendlichen, die die vorgegebenen Werte nicht mehr als ihre eigenen ansehen kann: Eine Jugend auf der Suche nach einem Platz in unserer Gesellschaft. Illustriert wird das Gefühl in einer Gesellschaft zu leben, in der man bereit sein muss, die Grenzen der allgemeinen und der eigenen Moral zu sprengen, um im Leben erfolgreich sein zu können.

Wie verändert sich das Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft in Extremsituationen? Bleiben humanistische Ideale, wie Sie uns vorgebetet werden, im Kampf um einen eigenen Platz im Leben auf der Strecke? Prägt die Schule die Gesellschaft, oder kann sie nur ein Abbild derselben sein? Die Schüler lernen in der Schule mehr fürs Leben, als das den Autoritäten lieb sein kann. Wie weit geht ein Spiel, um keines mehr zu sein? Die Grenzen zwischen Spiel und Wirklichkeit werden so vermischt, dass nichts so ist, wie es scheint. Der Zuschauer ist hierbei nicht nur der Beobachter, sondern sieht sich mit seinen eigenen Erwartungen und Gewaltphantasien konfrontiert.
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„Psychothriller…[Musterschüler] gelingt es mit höchst einfachen Mitteln, die einzelnen Charaktere so zu entwickeln, dass nicht nur ein junges Publikum sich bereitwillig auf das Gedankenexperiment einlässt…Fragen, über die man noch lange nach dem kurzen Theaterabend nachdenken kann.“
(FAZ)

„Nicht nur in dieser hin und wieder erfrischend punkig ausrastenden Inszenierung (…), sondern im Stück selbst erschreckt ja der eiskalte Mangel an Ethos, die perverse Lust am bösen Spiel und Experiment.“
(Frankfurter Neue Presse)

„…Abwechslungsreiche Schlacht (…), die einiges Spektakel bietet. Und Wendungen in alle Richtungen…Das Publikum beklatscht buchstäblich allein gelassen sein eigenes Spiegelbild.“
(Frankfurter Rundschau)

Buch
nach Ljudmilla Rasumovskaya, bearbeitet von Michael Haase und Linus Koenig
Regie
Michael Haase und Linus Koenig
Mit
Jens Eichler, Frieder Jochum, Linus Koenig, Julia Rothfuchs & Miriam Schulte